Max Sprenger
 

Bewegende Buchtaufe mit Max Sprenger im Hegau-Jugendwerk
 Der ehemalige Rehabilitand erzählt seine Geschichte

 

Der diesjährige Hegau-Jugendwerks-Tag am 15. März war außergewöhnlich. Er war ein besonderer Tag, nicht nur, weil das Hegau-Jugendwerk (HJW) auf den Tag genau vor 47 Jahren den ersten Patienten aufgenommen hatte. Sondern, weil ein ganz besonderer Patient im Mittelpunkt stand, der schon 550 Tage im HJW verbracht hat: Max Sprenger, 18 Jahre alt, aus dem hessischen Wetzlar.

Er war nach Gailingen gekommen, um sein erstes Buch hier aus der Taufe zu heben, wo er erfolgreich seine Rehabilitation machte – und noch immer macht. In seinem Buch „Tsunami im Kopf“, frisch erschienen im Adeo Verlag, beschreibt er eindrücklich wie sich sein Leben nach einer massiven Hirnblutung im Juni 2015 für immer verändert hat. Da war er 14 Jahre alt und ein sportlicher, durchtrainierter Teenager, der sein Leben genoss. Zunächst ist nicht klar, ob er überlebt. Dann ist nicht klar, ob er sein Leben lang am Locked-In-Syndrom leiden wird, einem Zustand wo er alles mitbekommt, geistig voll da ist und sich weder bewegen, noch sprechen, noch irgendein Zeichen geben kann.

Vier Jahre danach sitzt Max zwar im Rollstuhl und ist körperlich eingeschränkt, aber sein Zustand ist deutlich besser als prognostiziert. Der junge Mann hat sich Stück für Stück zurück ins Leben gekämpft. Mit Hartnäckigkeit holte er sich sein Leben wieder, machte sogar seinen Realschulabschluss nach. Und darüber hat er ein lesenswertes Buch geschrieben. Auf rund 220 Seiten beschreibt er eindrücklich wie alles begann, sich alles entwickelte und wie sein Leben heute ist. Mit klarer Sprache, flüssig geschrieben, schnörkellos, ehrlich und einer guten Prise Humor. Denn auch wenn er heute durch seine Erkrankung ein anderer ist: Sein Humor ist ihm geblieben.

„Ich möchte andere aufmerksam machen, wie wertvoll das Leben ist. Und auch wie schnell es kaputt gehen kann“, steht vorne im Buch geschrieben – eine Botschaft, die betroffen macht. Und er möchte anderen Mut machen, nicht aufzugeben. Max vertritt seine Botschaft mit Überzeugung. Das verdient Respekt, wie Rüdiger Becker, Leiter der Wilhelm-Bläsig-Krankenhaus-Schule des Hegau-Jugendwerks, der bei der Buchtaufe ausgewählte Passagen aus dem Buch vorliest, nach dem Vortrag spontan bemerkt. Der reichliche Beifall pflichtet ihm bei.

Max ist authentisch, die Anwesenden wissen wovon er spricht und sind doch auch als Ärzte, Therapeuten oder Pflegekräfte berührt vom Gelesenen und davon, zu erfahren, was in einem Patienten vorgeht, der sich nicht mehr äußern kann. „Das ist eine große Lehre auch für uns Therapeuten“, dankt eine Physiotherapeutin beeindruckt. Mit dem Schreiben habe er nicht nur die Pausen zwischen den zahllosen Therapien überbrücken wollen – mit einem Finger auf seinem Handy tippend – sondern das Schreiben half auch beim Verarbeiten des Erlebten. „Das hat mir über die Runden geholfen, weil ich meine anderen Hobbies nicht mehr ausleben konnte“, so der junge Buchautor auf eine der vielen Fragen aus dem Publikum. Und er freue sich, mit dem Buch etwas an diejenigen zurück geben zu können, die ihm auf dem langen Weg der Rehabilitation unterstützt haben. Dass er die Buchtaufe im Hegau-Jugendwerk macht, ist Lob und Dank für diese Einrichtung, die so außergewöhnlich ist wie ihre Patienten. „Es ist eine Ehre, hier heute vor Euch zu sitzen“, bedankt sich Max Sprenger unter Applaus.

Das Buch: „Tsunami im Kopf. Flachgelegt von einer Hirnblutung.
Aber ich hol mir mein Leben zurück“ von Max Sprenger,
adeo verlag 2019, ISBN 978-3-86334-219-7

Text: Andrea Jagode , Foto: Jörg Rinninsland